Corona bleibt. Was geht?

Filmvorführung im SweetSixteen weckt Erinnerungen an das Leben in der Nordstadt im Lockdown

In der Film-Dokumentation „Corona bleibt. Was geht?“ vom Planerladen waren Nordstadt-Bewohner*innen während der Pandemie zu sehen und zu hören. Anschließend diskutierten die Wohnungsamtsleiterin der Stadt Dortmund und die Bezirksbürgermeisterin der Nordstadt mit dem Publikum über die Wohnsituation in der Nordstadt und in Dortmund. Am Freitagabend, dem 11. November zeigte der Planerladen erneut den Film „Corona bleibt. Was geht?“ im Kino Sweet Sixteen im Depot.

Anna Tenholt vom Planerladen-Projekt „Nordstadt to go!“ begrüßte die ca. 45 Gäste im Kinosaal und gab eine kurze Einführung zu Entstehungsgeschichte und Inhalt des Films, in dem verschiedene Bewohner*innen der Nordstadt ihre persönlichen Erfahrungen mit den drastischen Einschränkungsmaßnahmen aber auch dem eigenen Wohnumfeld in der sehr herausfordernden Anfangszeit der Pandemie schildern. Besondere Worte des Dankes und des Gedenkens wurden zudem an den Filmemacher Abbas Doğan gerichtet, der im Sommer kurz nach der Filmpremiere verstarb.

Die Protagonist*innen des 40-minütigen Filmes, die ihre intensiven persönlichen Erfahrungen in ihrer Herkunfts- bzw. Wahlsprache berichteten, versetzten die
Zuschauenden noch einmal zurück in diese für uns alle beängstigende und unsichere Zeit des ersten Lockdowns. Die Herausforderungen und Belastungen wurden gerade für einkommensschwache Haushalte sehr verschärft, die sich oft nur engen und begrenzten Wohnraum leisten können. Besonders für Familien mit Kindern ist diese stressige Zeit noch sehr präsent in Erinnerung geblieben.

Über die beengte Wohnsituation in der Nordstadt aber auch über die Wohnsituation in der gesamten Stadt, wurde im Anschluss diskutiert. Auf dem Podium zu Gast waren die Bezirksbürgermeisterin der Innenstadt Nord Hannah Rosenbaum sowie die Leiterin des Wohnungsamtes der Stadt Dortmund Anja Laubrock. Moderiert wurde die Diskussion von Anna Tenholt (Planerladen). Zusammen mit dem Publikum sprachen und diskutierten sie über die Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen im Bereich Wohnen in Dortmund und insbesondere der Nordstadt.

Auch wenn die Mieten in der Nordstadt im Vergleich zu anderen Stadtteilen stellenweise etwas geringer ausfallen, sind sie doch im städtischen Vergleich in
den letzten Jahren am rasantesten gestiegen. Das Einkommen blieb währenddessen gleich. Das Angebot an neuem und/oder zusätzlichem kostengünstigem Wohnraum schrumpft.

Ein Ansatz für die Schaffung vom bezahlbaren Wohnraum könnte hier das aktuelle Bauprojekt an der Stahlwerkstraße (Quartier Borsigplatz) sein, auf das im Gespräch verwiesen wurde. Die Bauarbeiten haben allerdings noch nicht begonnen und bei aktuellen Lieferschwierigkeiten bleibt unklar, wann das ambitionierte Projekt fertig gestellt werden kann.

Aktuell stehen viele Mieter*innen vor zusätzlichen Herausforderungen: 2022 sind durch die explodierenden Heiz-, Strom – und Lebensmittelkosten weitere
dringliche Problemstellungen hinzugekommen, die den Druck auf die Menschen weiter erhöhen. Die Bewohnerschaft in der Nordstadt, die von der Arbeitslosigkeit und Armut am stärksten geplagt ist, trifft dies wieder entsprechend hart.

Eine kleine finanzielle Entlastung könnte hier bald (ab 2023) die Wohngeldreform sein, die vielen Menschen den Zugang zu finanzieller Unterstützung in Form von
Wohngeld erleichtern soll.

Der Film ist auch online abrufbar unter: https://youtu.be/cbWdqnFSyeM

Das Projekt „Nordstadt to go!“ setzt der Planerladen seit 2021 um. Es wird vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gefördert. Ziel des Projekts ist die Förderung eines respektvollen und friedlichen Zusammenlebens unter dem Leitbild der Entwicklung einer vielfältigen und offenen Gesellschaft. Im Zentrum stehen Stadtteilrundgänge, Aktionen und Veranstaltungsformate zu den Themen Stadt, Wohnen, Rassismus und Zusammenleben, die Gelegenheiten für Begegnungen und soziale Interaktion zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte bieten. Die Angebote sind kostenlos. Neue Veranstaltungen und Termine werden auf Instagram unter nordstadttogo und auf der Website unter nordstadt-to-go.de bekannt gegeben.