...Nora Oertel Ribeiro
Alter: 34
Tätigkeit: Bildungsreferentin der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung in Dortmund, Koordination "Raum vor Ort"
Wo kommen Sie her und in welchem Dortmunder Stadtteil leben Sie zurzeit?
Ich komme ursprünglich aus Dortmund, das heißt, ich bin bis zum Grundschulalter in der Tremoniastrasse aufgewachsen. Dann ging es über viele Umwege (Umzüge, Studium, Auslandsaufenthalte) durch die große weite Welt. Seit Anfang 2014 wohne ich nun wieder in Dortmund und zwar am Borsigplatz.
Welche Kulturveranstaltung in der Nordstadt haben Sie zuletzt besucht?
Mein letzter Besuch einer Kulturveranstaltung im Dortmunder Norden war die Aufführung des Theaterstücks "Im Tal der fliegenden Messer (Tohuwabohu)" von artscenico im Hinterhof des Raum vor Ort. Ich habe mir das Stück gleich zweimal angesehen, da es mich so begeistert hat.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Nordstadt?
Der Fredenbaumpark, das Big Tipi und der Kanal - hier kann man sich wunderbar von dem ganzen Großstadttrubel erholen, leckeren Kuchen essen, Fahrrad fahren, Kinder können Abenteuer spielen....
Was unternehmen Sie Interessantes in der Nordstadt ohne Geld auszugeben?
Mit meinem kleinen Sohn durch den Hoeschpark spazieren, auf dem Spielplatz spielen (am besten, wenn im Sommer das Wasser läuft), im Wäldchen als Indianer auf Spurensuche gehen...
Erzählen Sie kurz Ihre beste Geschichte aus der Nordstadt?
Es gibt natürlich viele Geschichten aus und auch über die Nordstadt, leider überwiegen dabei oft die negativen Untertöne. Bei allen Schwierigkeiten, kann ich aus meiner privaten und auch beruflichen Erfahrung hauptsächlich Gutes berichten. Aus meiner Arbeit, ist mir eine Unterhaltung im Gedächtnis geblieben, die mich sehr berührt hat: Um den Nordmarkt herum haben sich seit einigen Jahren viele rumänische und bulgarische Menschen angesiedelt. Diese Neuzuwanderer, hauptsächlich die Roma-Familien, werden durch die anderen Bevölkerungsgruppen vor Ort als problematisch wahrgenommen (ganz zu schweigen von der überregionalen medialen Berichterstattung). Im Raum vor Ort versuchen wir seit 2014 durch Bildungs- und Begegnungsangebote Kontakt zwischen den Menschen aus den verschiedenen Bevölkerungsgruppen herzustellen und das Zusammenleben im Quartier zu verbessern. Natürlich war das anfangs nicht einfach, aber irgendwann erzählte eine marokkanische Frau folgende Geschichte: An einem Markttag läuft sie mit ihren Freundinnen auf der Straße, in einiger Entfernung sieht sie eine Romni, die sie aus den Kursen im Raum vor Ort kennt. Die beiden begrüßen sich freundschaftlich. Da fragen die anderen marokkanischen Frauen: "Wie? Du hast jetzt rumänische Freunde? Was ist das denn?" Ihre Antwort: "Ja und? Das sind doch genauso Menschen wie wir!"
Für mich drückt sich in dieser kleinen Episode etwas sehr Wichtiges aus: Das persönliche Kennenlernen, die Kommunikation und der Dialog sind sehr wichtig, damit aus dem unheimlichen Fremden, ein netter Nachbar oder guter Freund werden kann. Gerade die Nordstadt bietet viele Möglichkeiten, Vielfalt positiv zu erleben und Vorbehalte abzubauen.
Ihr Wunsch für die Zukunft der Nordstadt lautet?
Dass es gelingt Chancengleichheit insbesondere für die vielen Kinder hier zu schaffen. Als Dortmunds geburtenstärkster Stadtteil wachsen hier die zukünftigen Generationen heran. Chancengleichheit bedeutet: gute Bildungschancen aber auch die Möglichkeit zu einer unbeschwerten Kindheit in einem sicheren und lebenswerten Umfeld. Dafür müssen Ressourcen verfügbar gemacht werden um sie kreativ, innovativ und geplant um zusetzten.