... Steffen Korthals / Dash
Alter: 40 Jahre
Tätigkeit: DJ, Journalist, Moderator, Kulturmalocher, Autor
Wo kommen Sie her und in welchem Dortmunder Stadtteil leben Sie zurzeit?
Ich bin ein Kind der Nordstadt. Aufgewachsen an der Kreuzung Mallinckrodtstraße / Schützenstraße als noch Tiere vom Hafen zum Schlachthof transportiert wurden; dorthin, wo jetzt das Arbeitsamt ist. Ich erinnere mich an tatsächlich rußverschmierte Wände und Gesichter und den kleinen Moosstreifen neben der Laderampe des Supermarkts, auf dem mein Bruder und ich im Hinterhof mit unseren Autos gespielt haben. Kein Grund natürlich jetzt in Mitleid oder Nostalgie zu verfallen - aber ich kenne meine Hood und die Veränderungen mit und in ihr. Ich lebe seit vierzig Jahren in der Nordstadt - aktuell an der Achse zwischen Fredenbaumpark (Ruhe), Hafenviertel (Dynamik) und Münsterstraße (Babylon).
Welche Kulturveranstaltung in der Nordstadt haben Sie zuletzt besucht?
Viele meiner eigenen Veranstaltungen in den Locations, die ich am Norden wegen der Atmosphäre, den Betreiber und ihrer Philosophie und ihrem Publikum am meisten schätze: den Salon Fink („Quilombo Nordmarkt“ mit Disco, Afro, Soul und Musik aus aller Welt) und das Schiff Herr Walter („Subport“ mit Drum & Bass). Außerdem mag ich die All The Time-Veranstaltungen in den Nischen der Viertel sowie Rekorder, Bass und Sissikingkong. Das Kunst & Musik-Festival im Dietrich-Keuning-Haus gibt der sonst unter dem öffentlichen Radar fliegenden jungen Electronica-, HipHop- und Dubstep-Szene Dortmunds ein Forum und ist immer ein Besuch wert. Die Pauluskirche an der Schützenstraße ist nicht nur ein Hort der Ruhe, sondern wartet auch immer mit überraschenden Konzerten auf. Nicht zu vergessen sind die traditionsreichen Kinos Roxy und Camera sowie die vielen kleinen Ateliers und das Künstlerhaus.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Nordstadt?
Überall da, wo die Menschen nicht aufgeben und Positives spreaden. Die Plätze werden von den Menschen gemacht. Das kann ein verlassenes Areal sein, dass für einen Moment zum gemeinsamen Party-Ort eines besseren Lebens wird. Oder der kleine Portugiese Churrasco mit der Leidenschaft und Gutmütigkeit von Sidonios Familie, top Epetadas und einer Flasche Sumol Laranja, der besten Limo der Welt. Oder die Menschen auf der Straße, die an einem guten Abend den Bereich zwischen Nordpol, Roxy und Bass belebter erscheinen lassen als die Innenstadt manchmal.
Was unternehmen Sie Interessantes in der Nordstadt ohne Geld auszugeben?
Das glauben Auswärtige zwar kaum, aber die Nordstadt ist ein gutes Viertel für einen Spaziergang. Ich mag den Fredenbaumpark und die Schrebergärten an der Hafenwiese.
Ein wenig mehr Trubel, aber dafür eine interessante Mischung aus Persönlichkeiten, gibt es kurz vor Feierabend im WEZ an der Bornstraße oder bei schönem Wetter auf dem Platz vor der St. Josesph-Kirche. Außerdem hat die Nordstadt, wenn man nicht zu zimperlich ist, eine Menge guter Basketballfreiplätze.
Erzählen Sie kurz Ihre beste Geschichte aus der Nordstadt?
Beim jährlichen Münsterstraßenfest kann man spüren, wie es - jenseits aller Sozialromantik - in der Nordstadt aussehen könnte. Auf der sonst gescholtenen Straße (der Kioskbesitzer hält mich für einen Zivilpolizisten, weil ich einer der wenigen bin, der keinen Alkohol kauft) kommen unterschiedlichste Menschen an den Bierzeltgarnituren, vor der Musikbühne und an den Essensständen freundlich und entspannt ins Gespräch. Da habe ich tolle Momente erlebt.
Ihr guter Wunsch für die Zukunft der Nordstadt lautet?
Ich wünsche der Nordstadt die Fortsetzung des Aufwärtstrends im Hafen. Vor allem in der Speicherstraße sollte einiges gehen. Mit Export 33, Herr Walter natürlich und hoffentlich auch bald dort mit dem Musik- und Kulturkollektiv Maschinerie könnte das Quartier super spannend werden von der Publikumsmischung. Ansonsten wünsche ich der Nordstadt die Besonnenheit zu checken, dass wir eigentlich alle das Gleiche wollen: einen Platz zum Leben.
Foto: Andrea Eichardt