Nordmarkt Grundschule - Schulleiterin Alma Tamborini
Die Grundschule direkt am Nordmarkt wird zurzeit von über 330 Schülern besucht. Diese stammen aus 28 unterschiedlichen Nationen. Die Kinder kommen zum Beispiel aus Rumänien, Spanien, der Türkei oder Marokko. Der respektvolle Umgang miteinander ist eine der Leitideen der Nordmarkt Grundschule.
Um den Neuankömmlingen einen guten Start zu ermöglichen, werden die 13 regulären Klassen durch zwei Willkommensklassen ergänzt. ,,Wir haben einen ganz genauen Blick auf die Kinder und wissen welche Förderung sie benötigen. Der Unterricht bei uns ist differenzierter. Die Lehrer stehen nicht einfach vor der Klasse und alle Kinder machen das Gleiche." Neben Schulleiterin Alma Tamborini und Konrektorin Ina Siekmann, gehören insgesamt 42 Mitarbeiter zum Team der Nordmarkt Grundschule. Darunter 15 Klassenlehrer/innen, 9 Lehrer/innen und 3 Sonderpädagogen. Außerdem Mitarbeiter für die Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit.
Die Förderung von ausländischen Kinder ist nichts Neues in der Nordmarkt Grundschule. Bereits vor 25 Jahren entstand die erste Willkommensklasse. Je nach Vorbildung bleiben die Schüler etwa acht Wochen oder bis zu zwei Jahre in diesen Klassen. ,,Der Schulanfang ist immer problematisch. Wir haben hier Kinder die acht Jahre alt sind, noch nie in einer Schule waren und deshalb auch nicht alphabetisiert sind." Kinder die zuvor schon in ihrem Heimatland die Schule besuchten, nehmen direkt am Unterricht in den Regelklassen teil. ,,Wir wollen die Kinder nicht isolieren, sondern integrieren. Die Teilnahme am Sport-, Kunst- oder Mathematikunterricht ist auch mit geringen Deutschkenntnisse möglich. Dazu erhalten die Kinder bei uns eine gezielte Deutschförderung." Zudem bietet die Grundschule am Nordmarkt vorschulische Förderung für die zukünftigen Erstklässler. In der Spiel- und Lernstube werden Kinder betreut und gefördert, die keinen Kindergartenplatz bekommen und noch kein Deutsch sprechen.
In diesem Jahr wird die Anzahl der Klassen auf 17 steigen. ,,Wir sind einer der wenigen Schulstandorte in Dortmund der wächst und nicht kleiner wird. Das ist einer der Vorteile in der Nordstadt. Für die Willkommensklassen gibt es bereits Wartelisten und leider können nicht alle zugewanderten Kinder direkt aufgenommen werden."
Die Schulpflicht durchzusetzen ist eine weitere wichtige Aufgabe der Grundschule am Nordmarkt. Das bedeutet auch Hausbesuche für die Schulleiterin und eine enge Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeitern. Wer länger, unentschuldigt nicht zum Unterricht erscheint, wird persönlich von Zuhause abgeholt. ,,Eine Nordstadtschule bedeutet auch ganz viel Schulsozialarbeit. Wir tragen Sorge und Verantwortung für unsere Schüler."
,,Alles was wir machen ist Sprachförderung - auch der Mathematikunterricht. Wir leiten die Kinder dazu an, immer alles zu verbalisieren. Zum Beispiel sollen sie ihre Antworten in ganzen Sätzen sprechen. Unser ganzer Unterricht ist darauf ausgerichtet. Jedes Kind wird somit individuell gefördert und bekommt was es braucht."
Die Schule kümmert sich auch darum, Schulmaterialien zu besorgen. Für uns selbstverständliche Dinge wie Stifte, Lineale, Wasserfarbkästen und Bastelpapier können häufig nicht von den Eltern gekauft werden und fehlen den Kindern im Unterricht. ,,Wir setzen uns sehr für unsere Kinder ein und arbeiten bewusst hier in der Nordstadt. Man bekommt dafür viel zurück von den Schülern. Sie sind für alles was sie bekommen unglaublich dankbar und freuen sich."
Eine Ganztagsbetreuung bis 14.45 Uhr bietet die Nordmarkt Grundschule ebenfalls. Hausaufgaben werden in der Schule gemacht. Mit Betreuung durch einen Lehrer. Die Aufgaben sind deshalb viel individueller auf das einzelne Kind abgestimmt. Neben der Sprachförderung werden natürlich auch weitere Schwerpunkte gesetzt, die Spaß und Gemeinschaft bei den Schülern fördern. In diesem Jahr in den Bereichen ,,Singen" und ,,Tanzen". Der Chor der Nordmarkt Grundschule tritt zum Beispiel bei Schulfeste auf und begeistert Eltern sowie Besucher.
Die Arbeit der Schulleiterin und Lehrkräfte beginnt bereits bei den Eltern. ,,Viele Eltern wollen, dass es ihren Kindern mal bessergeht. Für andere, hat Schule einen geringeren Stellenwert." Hier muss viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Niederschwellige Angebote erleichtern erste Kontakte und das Aufbauen von Vertrauen. ,,Wir laden die Eltern regelmäßig zum Kaffee oder bastelt ein." Das Elterncafé ist ein wichtiger Bestandteil der Elternarbeit. Hier kommen Mütter zusammen um sich auszutauschen, Unterstützung in lebenspraktischen Fragen zu erhalten, sich zu qualifizieren oder auch einfach nur zum Frühstück. Die Grundschule am Nordmarkt veranstaltet zudem Deutsch- und Alphabetisierungskurse für Eltern, mit Kinderbetreuung. ,,Wir versuchen den Eltern etwas mitzugeben. Erziehung ist auch kulturell bedingt und deshalb oft ganz unterschiedlich. Wir sprechen mit den Eltern deshalb über Kindererziehung und Kinderrechte in Deutschland."
Chancen kreieren, für Eltern und Kinder, hat sich die Grundschule am Nordmarkt zur Hauptaufgabe gemacht. Deshalb wird viel Wert darauf gelegt, dass die Schüler sicher lesen, rechnen und schreiben können. Damit sie ihre Wünsche und Gedanken formulieren können und ihre Selbst- und Sozialkompetenz ausgebildet ist.
,,Für die Kinder gehören die sozialen Probleme in der Nordstadt zu ihrer Lebenswelt. Sie wissen wie sie damit umgehen und sind da recht kompetent." Für die Zukunft der Nordstadt wünscht sich Schulleiterin Alma Tamborini: ,,Mehr Ressourcen für alle Menschen die hier leben. Dazu gehören Kindergartenplätze, Schulplätze und Wohnraum."
Text: Nicole Winkelkötter
Fotos: Christian Aue