„Heimathafen Nordstadt“

Vom Lagerhaus zum Bildungs- und Beratungshaus: Beratung, Bildung, Qualifizierung und (Ess-)Kultur unter einem Dach

Am Samstag, 4. Mai, ist der „Heimathafen Nordstadt“ in der Speicherstraße offiziell eröffnet worden. Oberbürgermeister Thomas Westphal brachte dafür ein echtes Nordstadt-Herz, das Label des Stadtbezirks, aus Cortenstahl mit. Das alte Lagerhaus an der Speicherstraße 15 stand viele Jahrzehnte leer. Als „Heimathafen Nordstadt“ ist daraus ein integratives Beratungs- und Bildungshaus und eine zentrale Anlaufstelle für Zugewanderte, Geflüchtete und Menschen aus dem Stadtteil geworden. Die Federführung für diese Verwandlung lag bei der Stiftung Soziale Stadt, die das Projekt in enger Kooperation mit dem Amt für Stadterneuerung umgesetzt hat.

Neuer Ort und Anlaufstelle im Norden der Stadt

Der neue Heimathafen Nordstadt ist ein Angebot, das wirklich gebraucht wird, denn die Dortmunder Nordstadt war und ist ein bevorzugtes Ziel von Zugewanderten und Geflüchteten. Viele von ihnen, insbesondere junge Menschen, möchten in Dortmund ein neues Leben beginnen und eine neue Heimat finden. Dafür benötigen sie Zugang zu sozialen, beruflichen und kulturellen Beratungs- und Bildungsangeboten.

Einzigartige Mischung an Angeboten

Der „Heimathafen Nordstadt“ ist dafür ein idealer Stütz- und Ausgangspunkt. Das Zentrum hält neben speziellen Förderangeboten für Zugewanderte auch offene Begegnungsräume für Angehörige aller Nationalitäten vor. Die Angebotspalette bietet Qualifizierungs-, Sprach- und Integrationskurse, Kulturtrainings, Weiterbildungsveranstaltungen, Beratung zu asylrechtlichen Fragen, Ausbildungs- und Jobcoaching sowie Arbeitsvermittlung und -beschaffung.

Rückschau auf den Umbau

Mehr als drei Jahre hat es gebraucht, um aus dem ehemaligen Lagerhaus mit Pferdestall aus dem Jahr 1903 in aufwändiger Sanierung ein integratives Beratungs- und Bildungshaus zu machen. Früher hatte dort ein Fuhrunternehmen mit Pferden und Wagen sein Domizil, es wurde mit „Kolonialwaren“ gehandelt und Kaffee geröstet. Der Bund deutscher Architekten hatte bereits 2015 auf den erhaltenswerten Charme dieser Immobilie hingewiesen und eine soziale Neunutzung im Rahmen des Entwicklungsprozesses in der Speicherstraße angeregt. Die Stadt Dortmund griff diese Anregung gemeinsam mit der „Stiftung Soziale Stadt“ auf. Das Amt für Stadterneuerung koordinierte das Projekt. Die Stiftung wurde zur Erbpachtnehmerin des Grundstücks und zur Bauherrin des Projekts, betrieben wird der Heimathafen nun von der Grünbau gGmbH.

Mit dem Umbau des alten Gebäudes erfolgte auch die In-Wertsetzung eines städtebaulich relevanten Gebäudes im Hafen. Es schafft mit ca. 1.900 Quadratmetern Nutzfläche ein Bindeglied zwischen Tradition und Zukunft.

Noch ausstehend ist derzeit die Fertigstellung des Untergeschosses. Hier hatte eindringendes Wasser den Abschluss aller Bauarbeiten behindert.

Qualifizierung schon beim Umbau

Bereits in der Bauphase wurden Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote geschaffen und eingesetzt. Im Betrieb des Zentrums werden Berufshilfeangebote berücksichtigt und im Facility Management werden Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose eingerichtet.

Im Erdgeschoss befindet sich das Herzstück der Qualifizierung. Das „Nansen“, Restaurant und Lerngastronomie, liefert dort nicht nur einen ergänzenden Raum, sondern wirkt durch seine Funktion als Ausbildungsbetrieb aktiv am Prozess des beruflichen und sozialen Lernens mit.

Geplant ist zudem, dass Dortmund.Musik, die ehemalige Musikschule Dortmund, mit einem zusätzlichen Angebot die Kellerräume bezieht.

Betreiberfirma ist in der Nordstadt verwurzelt

Der Heimathafen Nordstadt soll durch einen ganzheitlichen Ansatz mit Veranstaltungen, kulturellen Angeboten und Kooperationen mit anderen Akteur*innen aus dem Quartier offene Begegnungsräume ermöglichen, Welten verbinden und dazu beitragen, diese gemeinsam zu gestalten. Alle Aktivitäten im Haus verfolgen gemeinnützige Zwecke. Die Betreiberin, die GrünBau gGmbH, ist in der Dortmunder Nordstadt tief verwurzelt. Mit ihrer langjährigen intensiven Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen sowie mit ihren Kooperationen mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen möchte GrünBau die Slogans „Quartier für Alle“ oder „Hafen für Alle“ in besonderem Maße leben.

Das Projekt „Heimathafen Nordstadt – Integratives Beratungs- und Bildungshaus“ wurde mit Mitteln der EU, des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Dortmund über das Stadterneuerungsprogramm „Soziale Stadt – Dortmund Nordstadt“ finanziert.

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STATEMENTS:

Oberbürgermeister Thomas Westphal: „Ein Heimathafen ist ein Ort, an dem man ankommt, verschnauft, einen neuen Kurs plant und schließlich die Segel setzt. Genau diese Rolle übernimmt auch der Heimathafen in der Nordstadt. Dortmund als wachsende Stadt hat hier eine weitere Einrichtung, die jungen und neuen Einwohner*innen hilft, ihren eigenen Weg in unserer Stadt zu gehen. Denn in Dortmund zählt, wo man hin will. Im Zusammenspiel mit Dienstleistung und Kultur ist mit der Eröffnung des Heimathafens auch der Mosaikstein von Bildung und Beratung in unserem „Hafen für Alle“ gesetzt.“

Hannah Rosenbaum, Bezirksbürgermeisterin Innenstadt-Nord: „Gerade für viele junge Menschen ist der Heimathafen eine wichtige neue Anlaufstelle in der Nordstadt. Die Hilfen und Angebote, die sie hier finden, erleichtern ihnen den Weg in die selbstständige Lebensgestaltung. Ich danke allen Beteiligten, die diesen Begegnungsort mit seiner tollen Atmosphäre ermöglicht haben.“

Sebastian Kröger, amtierender Leiter des Amts für Stadterneuerung: „Identität erhalten und neue Perspektiven ermöglichen – dieser Leitidee folgt das Projekt Heimathafen baulich und inhaltlich. Der Umbau alter Gebäude birgt immer Überraschungen und große Herausforderungen. Im engen Schulterschluss mit der Stiftung Soziale Stadt als Bauherrin haben wir diese gemeistert. Entstanden ist ein offener Lebensort, der seine Vergangenheit architektonisch ansprechend zeigt, aber von der Zukunft handelt. Die Eröffnung des Heimathafens ist ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Entwicklung des Hafens zum Quartier für alle.“

Andreas Koch, Vorstand der Stiftung Soziale Stadt: „Wir wollten mit diesem Projekt eine einmalige Kombination verschiedener Angebote schaffen, um als Heimathafen zu einer echten Anlaufstelle zu werden. Es soll sich herumsprechen, nicht nur in der Nordstadt. Und wer mit einer Einrichtung bei uns im Haus in Kontakt kommt, wird vielleicht gleich abgeholt von einem der anderen Angebote. Damit möchten wir Halt geben, für manche Menschen mit Fluchtgeschichte oder Langzeitarbeitslosigkeit ist das essenziell und letztlich fördert das die Integration.“

 

Rückblick auf den „1. Dortmunder Dekolonialtag“

Bei der Eröffnung am 4. Mai präsentierte sich der Heimathafen Nordstadt mit einem Tag der offenen Tür den Besucher*innen. Gleichzeitig präsentierte das Haus im „Pferdestall“, einem Gebäudeteil des Heimathafens, den man auch anmieten kann, den „1. Dortmunder Dekolonialtag unter dem Motto „How to decolonize Heimat“. Die LWL-Kulturstiftung fördert das Projekt, das noch weiterlaufen wird.

„Für uns war von vor hinein klar, dass wir uns mit der Geschichte des Ortes beschäftigen wollen“ stellt Andreas Koch, Geschäftsführer der Stiftung Soziale Stadt als Bauträger, klar. „Früher ein Kolonialwarenladen, haben wir nun einen Ort geschaffen, der sich gezielt mit dem Willkommen neuzugewanderter Menschen in die Migrationsmetropole Dortmund beschäftigt“ unterstreicht auch Florian Eichenmüller, der das Projekt „how to decolonize heimat“ seitens des Projekträgers, der GrünBau gGmbH, betreut.

Dekoloniales Denkmal für den Vorplatz des Heimathafens

Auf dem Vorplatz des Heimathafens wird bald das deutschlandweit erste dekoloniale Denkmal stehen. Der Dortmunder Künstler Richard Opoku-Agyemang arbeitet derzeit gemeinsam mit Geflüchteten und Nicht-Geflüchteten an dem Konzept. Ziel ist es, die deutsche Kolonialgeschichte sichtbar zu machen und an die Opfer dieser gewalttätigen und rassistischen europäischen Expansion zu erinnern. Fidel Amoussou-Moderan wirkt als Kurator und Historiker am Projekt mit. Gemeinsam mit seinen Teilnehmenden erarbeitet er derzeit eine digitale Karte, an denen die verschütteten Spuren dieses kolonialen Erbes in Dortmund, auch im Dortmunder Hafen, sichtbar werden sollen.

 

Angebote im Heimathafen Nordstadt:

- Ausbildungscoaching für junge Geflüchtete und Neuzugewanderte:

https://gruenbau-dortmund.de/angebote/querschnittsaufgaben/#ausbildungscoaching

- Case Management des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM CM):

https://gruenbau-dortmund.de/angebote/querschnittsaufgaben/#thm

- Care Leaver Anlaufstation „Meeting Port am Hafen”:

https://gruenbau-dortmund.de/angebote/jugendhilfe/#careleaver

- Jobcoaching der Plan B Förderzentren:

https://gruenbau-dortmund.de/angebote/arbeitsmarkt/#plan-b-fz

- Restaurant und Ausbildungsgastronomie Nansen, darüber u.a. Vermietung des „Pferdestalls“ für externe Veranstaltungen:

https://www.nansen-dortmund.de/

- Kooperationsprojekte mit diversen Akteur*innen, aktuell z.B. „how to decolonize heimat“:

https://www.lwl-kulturstiftung.de/de/powr2024/powr-projekte/

- künftig Angebote der Jugendhilfe:

https://gruenbau-dortmund.de/angebote/jugendhilfe/

 

Foto-Credits: Stadt Dortmund / Christian Teichmann