Bewegende Bilder zeigen Strukturwandel und den Krieg in der Ukraine

Künstler*innen aus Mariupol zeigen in der Ausstellung „PostMost“ im Hoesch-Museum ihre Werke zwei Jahre nach Kriegsbeginn
Der Krieg in der Ukraine hat vieles verändert, für die Künstler *innen und für ihre Kunst. Das zeigen ihre eindrücklichen Bilder, Fotos und Collagen im Dortmunder Hoesch-Museum. Die Ausstellung Post Most wird am Sonntag, 21. Januar, um 11 Uhr eröffnet.

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Die Bilder fügen sich gut ins Hoesch-Museum: Gemälde von Stahlwerken, hell freundlich, teils naiv anmutend oder superrealistisch genau. Daneben aber Fotos von ängstlichen Frauen und Kindern im Schutzkeller mit der Notiz: „Seit 20 Tagen das gleiche Stück Brot“ oder schlicht: „-5 Grad“. Dann ein Embryo mit durchtrennter Nabelschnur, darüber die Landesgrenze der Ukraine zu Russland. Der Krieg hat die Künstler*innen und Kunst verändert, sagen sie. Und: „Kunst soll etwas in der Welt verändern“, sagt Olena Ukraintseva, die Sprecherin der Künstler*innen-Gruppe „PostMost“, die heute in Siegen lebt.

Den Krieg nicht vergessen

Die Ausstellung „PostMost“ zeigt Gemälde und Grafiken von Künstler*innen aus der ostukrainischen Stahl-Stadt Mariupol. Viele von ihnen leben heute hier in der Region. Mariupol in der Ostukraine war mit seinem internationalen Seehafen und seinen Eisen- und Stahlwerken bis zum Kriegsausbruch eines der bedeutenden Industriezentren der Ukraine. Schon vor fünf Jahren begannen Künstler*innen dort mit ihrem Projekt „PostMost“, um aus künstlerischer Perspektive zu zeigen, wie sich die Stahlstadt Mariupol wandelt. Der Kriegsausbruch vor fast zwei Jahren, am 24. Februar 2022, veränderte den künstlerischen Blick. „Durch den Krieg bekommt dieses Projekt zum Strukturwandel eine andere Wendung und Aktualität für uns. Er dauert schon zwei Jahre, und das sollte nicht zu Normalität werden. Die Ausstellung ist auch eine Chance, das nicht zu vergessen“, sagt Dr. Jens Stöcker, Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte.

Werke spiegeln Ängste und Hoffnung wider

Die in der Ausstellung gezeigten Werke, darunter Gemälde, Grafiken, Fotografien und Collagen, entstanden zum Teil hier in der Region und setzen sich mit dem Krieg und der zum Teil zerstörten Heimat auseinander. Manche sind Reproduktionen, weil sich die Originale in der Ukraine befinden oder zerstört sind. „Wir sehen hier, was Krieg mit der Kunst macht. Und wir sehen, was Krieg mit den Künstlern macht“, sagt Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums. Die Werke spiegeln die Ängste wider, aber zeigen auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Kunst soll emotional bewegen

Zum Beispiel die Gemälde von Liudmyla Simonova. Die 38-jährige Künstlerin aus Donezk lebte seit 2014 in Mariupol und flüchtete mit Kriegsbeginn nach Recklinghausen. Zweimal erlebte sie Krieg und Flucht, verlor ihr Zuhause. Heute hilft sie anderen ukrainischen Frauen mittels Kunsttherapie. Sie malte den Embryo mit zerschnittener Nabelschnur. „Mein erstes Bild, nach dem Krieg, als ich verstand, dass ich keine Heimat mehr habe. Man hat meine Verbindung getrennt.“ Anna Serdiuk ist extra aus Villingen-Schwenningen nach Dortmund angereist. Ihr ist es wichtig, dass ihre Kunst Menschen emotional bewegt. Eines ihrer Bilder zeigt eine zerrissene Silhouette von Mariupol, kaum als solche erkennbar, davor ein blutrotes Meer. Das sind ihre Erinnerungen an ihre zerbombte Stadt und die vielen Toten und Verletzten überall in den Straßen.

„PostMost“ heißt wörtlich übersetzt „nach der ­Brücke“. Gemeint ist die Brücke über den Fluss Kalmius, der in Mariupol den Wohn- und Industrieteil der Stadt trennt.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 21. Januar 2024, um 11 Uhr im Hoesch-Museum, Eberhardtstr. 2, eröffnet.

 Folgende Künstler*innen sind anwesend:

    Anna Serdiuk, (Villingen-Schwenningen)
    Liudmyla Simonova, (Recklinghausen)
    Olena Ukraintseva, (Siegen)

Ansprechpartner*innen vor Ort:

    Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums
    Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V.