Stadtteilfest Nordstadt Laut & Stark
Initiative des Planerladens setzt sich für eine offene Gesellschaft ein
Auf Initiative des Planerladen feierten viele Akteure und Vereine zusammen am 24. September die bunte und offene Dortmunder Stadtgesellschaft auf dem Vorplatz des Keuning-Hauses. Bürgermeister Norbert Schilff begrüßte alle Anwesenden mit den Worten: „Am wichtigsten sind die, die hier gemeinsam dieses Fest veranstalten. Und die, die kommen und bei so einer Veranstaltung dabei sind. Vielfalt und Toleranz sind das, was unsere Stadt ausmacht. Trotzdem drohen uns Gefahren. Und diese Gefahren kommen überwiegend von rechts. Von Gruppierungen, die wir eigentlich in dieser Stadt alle nicht wollen, aber die da sind. Das darf nicht unterschätzt werden.“
Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum beschrieb das lebendige Treiben in der Nordstadt, das auch an diesem Tag durch mehrere Veranstaltungen spürbar war und gerichtet zum Publikum betonte sie: „Ihr alle tragt dazu bei, zu zeigen, wie die Nordstadt wirklich ist – nämlich schön bunt und vielfältig.“ Tülin Kabis-Staubach, Planerladen gGmbH, machte deutlich: „Wir sind laut, wir sind stark, wir sind Nordstadt, wir sind Dortmund. WIR sind es, nicht die Anderen. Wer die anderen sind, steht auf diesen Plakaten“. Sie wies auf zwei Plakate hin, die vom Bürgermeister und von der Bezirksbürgermeisterin hochgehalten wurden.
Auf den Plakaten sind die im zweiten Weltkrieg komplett zerbombte Nordstadt und die zerbombten Häuser mit zwischen den Trümmern einsam stehenden Kindern abgebildet. Die groß gedruckten Titel der beeindruckend gestalteten Plakate „Schöner Wohnen ohne Nazis“ und „Besser Leben ohne Nazis“ bringen die klare Botschaft herüber. „Wir wollen und werden besser Leben und schöner Wohnen, immer!“ stellt Tülin Kabis-Staubach weiter klar und lädt alle zum Feiern ein.
Anschließend wurde die Bühne von der Tanzgruppe „Boubolines“ und vom Kinderchor „Zarokên rojê“ der kurdischen Gemeinde belebt. Ein waschechtes Debut gab das Dream-Pop-Duo dadmode zum Besten.
Mehr Gesprächsbereitschaft und Offenheit forderten anschließend Sprecher*innen verschiedener Organisationen in einer Podiumsdiskussion. Joana Gerdt (LV NeMO NRW) stellte in dem Rahmen das aktuelle Projekt des Aufbaus der NRW-Meldestelle für anti-Schwarzen, antiasiatischen und andere Formen von Rassismus vor. Aktuell leide das solidarische Handeln teilweise unter ablehnenden Haltungen, so Alessio Giunta, Vorstandsmitglied DIDF Dortmund (Föderation Demokratischer Arbeitervereine). Er machte deutlich: „Wenn man eine offene Gesellschaft haben will, dann muss man auch offen sprechen und offene Debatten anregen.“
Kim Wollnik vom Netzwerk „NOrdstadt gegen Nazis“ kam mit positiven Erwartungen zum Fest: „Ich finde, dass solche Veranstaltungen total wichtig sind, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir sind als Netzwerk hier, das heißt, Leute die noch nicht in unserem Netzwerk sind, können uns hier kennenlernen. Man kann ins Gespräch kommen und sehen, ob man gleiche Interessen hat oder neue Ideen“. Prof. Dr. Dierk Borstel (FH Dortmund, Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften) wies auf die Bedeutsamkeit für die Gesellschaft als Ganzes hin: „Ich glaube, dass wir diese ganz kleinen Debatten in den Familienkreisen, in den Freundeskreisen, in den Nachbarschaften, im öffentlichen Raum viel mehr pflegen müssen. Denn wir haben viel mehr mit der beweglichen Mitte zu tun, als wir das überhaupt denken. Und das ist für mich der Weg, so gelingt auch Solidarität und auch demokratischer Aufbau, so funktioniert demokratische Kultur. Diese kleinen Debatten müssen wir viel mehr führen.“
Der Rapper Schlakks, der eine feste Größe in der Musikszene der Nordstadt ist, erhöhte das musikalische Tempo und trug mit seinen gesellschaftskritischen Texten auch inhaltlich zum Fest bei. Die Band 5000 Miles war dann der krönende Abschluss mit Liedern aus verschiedenen Sprachen und Kulturen der Welt. Es wurde getanzt, mitgesungen und das Publikum durfte sogar raten, in welcher Sprache gesungen wird.
„Wir sind zufrieden mit dem Fest, vor allem die Stimmung im Publikum und untereinander war angenehm, durchgehend freundlich und solidarisch. Wir hoffen, dass es die erste, aber nicht die letzte Ausgabe von „Nordstadt Laut&Stark“ war“, zogen Anna Tenholt und Fabian Livrée vom Team „Nordstadt to go!“ des Planerladen Bilanz. „Das Projekt „Nordstadt to go!“ mit seinen Stadtteilrundgängen, kulturellen Workshops, Ausstellungen, Action Days und Stadtteilfesten endet mit dem Jahr 2023, daher war dieses Fest die letzte große Veranstaltung im Rahmen dieser Förderphase. Aber wir hoffen auf Neuausrichtung unter einem anderen Namen.“
Kooperationspartner bei der Organisation des Festes waren Train of hope e.V., VMDO, bodo e.V. und nordpol (mit Lauti-Crew). Weitere Unterstützer und bei der Veranstaltung präsent waren das BVB-Lernzentrum, Fanprojekt Dortmund e.V., DIDF, das Netzwerk NOrdstadt gegen Nazis, U-Turn (Verein Back Up-ComeBack), kurdische Gemeinde Dortmund, Kulturort DEPOT, das Dietrich-Keuning-Haus, die Antifa-Gruppe „Mean Streets Antifa“, StadtSportBund e.V., Adrianos Pizzamobil.
Die Veranstaltung wurde im Rahmen der Projekte „INKLUDO 2.0“ und „Nordstadt to go!“ des Planerladen organisiert, mit Unterstützung der Koordinierungsstelle Vielfalt, Toleranz und Demokratie und „House of Resources“ (VMDO).
„INKLUDO 2.0“ wird gefördert mit Mitteln aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der EU. Das Projekt „Nordstadt to go!“ wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
Die oben genannten Plakate sind beim Planerladen kostenfrei erhältlich.