Hoesch-Museum erzählt von „Migration und Religionen im Ruhrgebiet“

Ausstellung und Begleitprogramm zum Kirchentag


Die Geschichte des Ruhrgebiets ist auch eine Geschichte der Zuwanderung. Religionsgemeinschaften wirkten für die Neubürgerinnen und Neubürger identitätsstiftend; sie spielten und spielen bei der Integration eine wichtige Rolle – seit nun 170 Jahren. Die religiöse Vielfalt brachte Kooperationen, aber auch Konflikte. Die Ausstellung „Migration und Religionen im Ruhrgebiet“ im Hoesch-Museum (16. Juni – 14. Juli) erzählt davon.

 

Konzipiert wurde sie als Wanderausstellung in einer Kooperation zwischen Hoesch-Museum und dem Verein zur Erforschung der Kirchen- und Religionsgeschichte des Ruhrgebiets in Bochum. Unter dem Titel „Vertrauenssache: Heimat Europa / Heimat Ruhrgebiet“ gibt es während des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) ein hochkarätiges Begleitprogramm. Die Ausstellung wurde von einem Team aus 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erarbeitet. Die Zugänge waren daher vielfältig und umfassen Geschichtswissenschaft, Theologie, Stadtteilarbeit oder Soziologie. Ausgangspunkt ist der offizielle rote Faden „Migration, Integration, Anerkennung“ im Programm des DEKT. Ohne Migration gäbe es das Ruhrgebiet nicht. Und schon die ersten Zuwanderer brachten in der Mitte des 19. Jahrhunderts als immaterielles Gepäck ihre Religionen und Bräuche mit in die Region. Fußballtrikots, ein Wäschekorb mit Rädern oder ein Notenständer – diese und andere Objekte sind Ausdruck des durch Migration geprägten religiösen Lebens im Ruhrgebiet. Anhand von Konflikten und Kooperationen wird ein Streifzug durch 170 Jahre Ruhrgebietsgeschichte unternommen. Acht große Stelen mit 25 Themen zeigen den Zuzug von Masuren, die Konflikte um evangelischkatholische Mischehen, Gewerkschaftsarbeit und Gemeindeleben oder die Zwangsmigration im NS-Staat. Die Arbeitsmigration der jüngerer Zeit


ist ebenso Thema wie die Zuwanderung aus Osteuropa oder die Veränderung im Stadtbild durch religiöse Bauten. Die Schau ist als Wanderausstellung konzipiert und kann kostenlos über Prof. Traugott Jähnichen von der Ruhr Universität Bochum ausgeliehen werden. Für das Hoesch-Museum und im Rahmen des Kirchentages wurde die Ausstellung bei ihrem Auftakt um Exponate erweitert. Zahlreiche Privatpersonen und religiöse Institutionen haben dafür großzügig Leihgaben zur Verfügung gestellt. Drei Hörstationen mit Interviews und ein Medientisch sind ebenfalls nur im Hoesch-Museum zu nutzen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.



 

BEGLEITPROGRAMM

Donnerstag, 20. Juni, 11-13 Uhr
Vertrauenssache: Heimat Europa / Heimat Ruhrgebiet Die Integration von Zuwandernden geschieht auf kommunaler Ebene.

Vereine, Kirchengemeinden, diakonische und caritative Einrichtungen sowie kommunale Dienste organisieren das praktische Zusammenleben im Alltag. Dort, wo sich die Bundes- und Landesregierungen zunehmend schwer tun, Lösungen auszuhandeln, entsteht durch Zuwanderung auch ein Zusammenwachsen der EU. Das eröffnet Chancen für eine Neubelebung der europäischen Idee. Es diskutieren Prof. Dr. Gesine Schwan (Präsidentin der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform, Berlin), Karl-Heinz Lambertz (Präsident des Ausschusses der Regionen bei der EU, Brüssel/Belgien), Luidger Wolterhoff (Sozialdezernent der Stadt Gelsenkirchen), Uta Schütte-Haermeyer (Leiterin des Diakonischen Werks Dortmund und Lünen); Birgit Zoerner (Sozialdezernentin der Stadt Dortmund).
ThyssenKrupp Info-Center (neben dem Hoesch-Museum), Oesterholzstraße 127, 44145 Dortmund

Freitag, 21. Juni, 15-18 Uhr
Vertrauenssache: Glaube als Weg zur Integration? Beispiele aus der Geschichte des Ruhrgebiets

Seit dem 19. Jahrhundert kommen Menschen unterschiedlicher religiöser Traditionen ins Revier. Waren es anfangs vor allem katholische Polen und protestantische Masuren, so sind seit jüngerer Zeit Muslime und orthodoxe Christen hier heimisch geworden – neben anderen Communitys und Glaubensrichtungen. Diskutiert wird, welche Bedeutung die Formen der religiösen Selbstorganisation und die Pflege der Herkunftskultur spielen. Mit Prof. Dr. Ahmet Toprak (FH Dortmund); Dr. Hans-Jakob Tebarth (Direktor der Martin-Opitz-Bibliothek Herne), Thomas Ridder (Kurator des Jüdischen Museums Westfalens in Dorsten), Manfred Rekowski (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland) und Historikerin Angelika Müller (21. Juni).
ThyssenKrupp Info-Center (neben dem Hoesch-Museum), Oesterholzstraße 127, 44145 Dortmund 


Führungen für Schulklassen durch die Ausstellung sind kostenlos.

„Neue Heimat finden. Auf Vielfalt vertrauen. Im Revier leben.“ Migration und Religionen im Ruhrgebiet. 16. Juni bis 14. Juli 2019 Hoesch-Museum, Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund