Dietrich-Keuning-Haus

Viktor Kidess und Levent Arslan

Das Dietrich-Keuning-Haus ist eines der wichtigsten kulturellen Veranstaltungszentren und stadtteilorientierten Begegnungsstätten in der Dortmunder Nordstadt. Viktor Kidess übernahm im Mai 2015 die Leitung des Hauses. Unterstützt wird er dabei u.a. von dem neuen Programmleiter Levent Arslan, der im Juni seine Tätigkeit im DKH aufnahm. „Das Dietrich-Keuning-Haus ist eine Herausforderung. Aber wir kommen nicht hierher um einfach nur einen Job zu machen, sondern haben eine Vision. Wir wollen den Stadtteil aktiv mitgestalten. Das macht einfach Spaß“, sagt Viktor Kidess.

Programmleiter Levent Arslan war zuvor über 10 Jahre, für das Dortmunder Jugendamt, in der Kinder- und Jugendarbeit sowie als Kinderschutzbeauftragter tätig. 2 Jahre war er zudem bei MIADO für Integrations- und Migrationsarbeit zuständig. Zu seinem neuen Aufgabenbereich sagt er: „Viele Bereiche in denen im mich auskenne, laufen hier zusammen. Aber vor allem für den Kinder- und Jugendbereich im DKH schlägt mein Herz.“ Viktor Kidess hat bereits Erfahrung mit der Leitung von Kultureinrichtungen. Bevor er zum Dietrich-Keuning-Haus kam, leitete er 14 Jahre lang das Wilhelm-Hansmann-Haus in Dortmund. Der Diplompädagoge war davor unter anderem auch über 10 Jahre als Sozialarbeiter für das Sozialamt der Stadt Dortmund in der Flüchtlingsbetreuung tätig. Diese langjährige Erfahrung mit Sozial- und Flüchtlingsarbeit kam ihnen und dem Dietrich-Keuning-Haus bereits kurz nach ihrem Eintritt zu gute.

DKH als Drehscheibe für Flüchtlinge
Im September 2015 wurde das Kulturzentrum kurzfristig zur Drehscheibe für Flüchtlinge. „Ich bekam Samstagnacht einen Anruf: Die Flüchtlinge kommen. In der Kürze der Zeit bot das DKH die besten räumlichen Voraussetzungen für diese Übergangslösung und wir wollten den Menschen selbstverständlich helfen. Für zwei bis drei Wochen wurde das DKH so zum größten Flüchtlingscafé in Dortmund“, erklärt Kidess die damalige Situation. Viele Tausend Flüchtlinge aus Krisengebieten, die am Dortmunder Hauptbahnhof ankamen, konnten sich im DKH ausruhen, bevor ihre Reise weiterging. Die Mitarbeiter, Ehrenamtlichen und Helfer waren bis zu 20 Stunden täglich im Einsatz. Der neue Leiter betont: „Wir sind allen Helfern, Ehrenamtlichen und Mitarbeitern sehr dankbar für ihre Unterstützung. Die Hilfsbereitschaft der Menschen in der Nordstadt war überwältigend.  Aber auch die fachkundige Tatkraft der Feuerwehr Dortmund und des Ordnungsamtes waren für das Gelingen dieser großen Aufgabe von entscheidender Bedeutung.“

Aus der grenzenlosen Hilfsbereitschaft der Dortmunder/innen sind mittlerweile dauerhafte Kooperationen entstanden, die sich auch im Programm des DKH wiederfinden. „Von der spontanen Hilfe zur langfristigen, nachhaltigen Hilfe. Wir hätten das Programm auch „solidarische Nordstadt“ nennen können“, scherzt Kidess. Aus dem Engagement der ehrenamtlichen Helfer aus dieser Zeit hat sich nun u.a. das „Café of Hope“ entwickelt, ein Willkommenscafé für Geflüchtete, unterstützt von Helfern/innen des Vereins „Train of hope“. „Das „Café of Hope“ als Ort der Begegnung und Solidarität ist zentraler Bestandteil der Flüchtlingsarbeit im Dietrich-Keuning-Haus“, sagt Programmleiter Levent Arslan. Als wichtiger Akteur und soziokulturelles Zentrum in der Nordstadt hat das DKH, nach seiner Funktion als Drehscheibe, zahlreiche weitere Beratungs- und Begegnungsangebote für Flüchtlinge geschaffen. Dazu gehören u.a. Sprachkurse, die in Zusammenarbeit mit der VHS stattfinden. „Wir wollen die Flüchtlinge früh integrieren und Ihnen Chancen für ihre Zukunft bieten“, ist beiden besonders wichtig.

Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit im DKH
Der Kinder- und Jugendbereich ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Angebote im Dietrich-Keuning-Haus. Konzeptionelle Säulen des Programms sind Ernährung, Bewegung, Kreativität und Demokratieverständnis. „Die Innenstadt-Nord ist der kinderreichste Stadtteil Dortmunds. Hinzu kommt die kulturelle Vielfalt der Familien. Deshalb liegt uns die Kinder- und Jugendarbeit hier besonders am Herzen“, erläutert Levent Arslan. Ein großer Spiel- und Aktionsbereich für alle Altersgruppen, wird das Angebot im Außenbereich ab 2017 deutlich erweitern. Den Multifunktionsplatz für Spiel und Sport haben sich die Jugendlichen selbst gewünscht und wirken bei der Gestaltung mit. Zudem wird es in Zukunft Informationsveranstaltungen für Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf geben. Der Informationsaustausch mit Trägern der Stadt, wie z.B. der Arbeitsagentur Dortmund, berät und unterstützt die Jugendlichen bei ihrem Weg in die Berufstätigkeit.

DKH ist Veranstaltungsort für kulturellen Austausch
Das Dietrich-Keuning-Haus ist nicht nur Begegnungsstätte für Bürger/innen, sondern auch ein großer Veranstaltungsort in Dortmund. Regelmäßig finden Konzerte, Kabarett- und Comedyveranstaltungen, Discos, Tanzveranstaltungen, Fachtagungen und Kulturfestivals statt. Viktor Kidess lobt in diesem Zusammenhang vor allem das Team: „Wir haben ein Multiprofessionelles Team zu denen auch die Techniker für unser Veranstaltungszentrum gehören. Alle im Team identifizieren sich mit dem Haus und zeigen immer volles Engagement. Ohne dieses super Team könnten wir nicht in so vielen Bereichen arbeiten.“ Auch 2016 bietet das DKH wieder ein vielseitiges interkulturelles und generationenübergreifendes Programm.

Musik, Kunst und Kultur live erleben, geht zum Beispiel beim „7. Afro Ruhr Festival“. Das größte afrikanische Festival im Ruhrgebiet findet vom 3. bis 5. Juni 2016 im Dietrich-Keuning-Haus statt. Eine weitere kulturelle Großveranstaltung, die in Kooperation mit dem Verein Africa Positive e.V., der Stadtteil-Schule Dortmund e.V., dem Kulturbüro der Stadt Dortmund sowie dem DKH durchgeführt wird, ist das „One World Festival“, das einen Tag vor dem Tag der Einheit stattfindet.

Am 21. Mai präsentiert das DKH das „Fest der Kulturen“. Die Veranstaltung widmet sich ganz dem Tanz. 25 Nationen erarbeiten miteinander das Programm und vermitteln ihre Kultur. „Wir wollen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zusammenbringen, um Wissenswertes über die jeweiligen Kulturen zu erfahren und gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen“, sagt Kidess.

Das neue Halbjahresprogramm im DKH
Das aktuelle Halbjahresprogramm wurde vor Kurzem veröffentlicht und bietet, neben den etablierten Veranstaltungen auch einige neue Angebote für Interessierte. Ein neues Format im Programm des Dietrich-Keuning-Hauses ist der „Talk im DKH“. Levent Arslan berichtet: „Wir wollen gesellschaftspolitische Themen ansprechen und informieren. Dazu holen wir uns Experten ins Haus und sprechen gemeinsam über Inhalte die die Menschen hier interessieren und bewegen. Als Moderator und Gastgeber dieser Veranstaltungsreihe konnte der renommierte Politikwissenschaftler und Soziologe Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani gewonnen werden.“ Ebenfalls neu im Programm ist das Angebot „Flirt Kitchen“. Der Kochkurs für verschiedene Altersgruppen wird in
Zusammenarbeit mit dem Kulturbistro Legato angeboten. Ein Koch zeigt den Teilnehmern die richtige Zubereitung der Gerichte während ein Moderator die Kontaktaufnahme unterstützt. „Der Kurs ist sehr gut besucht. Die ersten Termine sind bereits voll. Wir planen jetzt Kochkurse für weitere Zielgruppen“, fügt der Programmleiter hinzu.

Das DKH ist immer auch eine feste Größe für Vereine
„Die Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen in der Umgebung ist sehr wichtig für uns. Das DKH ist ein Teil der kulturellen Landschaft in Dortmund und deshalb tragen wir auch eine Verantwortung. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, sind wir in vielen sozialen und kulturellen Arbeitskreisen aktiv und unterstützen diverse Projekte.“, sagt der neue Leiter. Im Dietrich-Keuning-Haus selbst sind über 100 Vereine beheimatet und gestalten das Programm aktiv mit. Das DKH ist deshalb eine feste Größe für Vereine, die schon lange in der Nordstadt bestehen. Programmleiter Arslan betont: „Kontinuität ist uns genauso wichtig wie neue Angebote. Unsere Vorgänger haben eine sehr gute Arbeit geleistet und uns ein etabliertes Haus mit vielen langjährigen Unterstützern hinterlassen. Die Seniorenarbeit und der Kontakt zu den Vereinen ist deshalb essenziell wichtig für uns. Und ohne den Förderverein des DKH könnten wir diese Arbeit nicht leisten.“

Wünsche für die Zukunft der Nordstadt
Viktor Kidess und Levent Arslan haben beide einen Migrationshintergrund und auch eine persönliche Verbindung zur Innenstadt-Nord. Leiter Kidess berichtet: „Ich war früher Streetworker in der Nordstadt. Kultur, Musik, Flüchtlinge und soziales Engagement sind Themen die mich mein Leben lang begleiten.“ Programmleiter Levent Arslan ist in der Dortmunder Nordstadt aufgewachsen und hat als Kind oft die Angebote des Dietrich-Keuning-Hauses wahrgenommen. „Das DKH war eine wichtige Anlaufstelle für mich als Kind. Ich habe damals am Breakdance Workshop und der Video AG teilgenommen. Auch wenn es etwas kitschig klingt, für mich ist die Arbeit hier ein Stück weit wie nach Hause kommen.“, lächelt Levent Arslan. Beide wollen, in ihrer neuen Position im DKH, die Zukunft der Nordstadt und ihrer Bewohner aktiv mitgestalten. „Wir wünschen uns, dass wir unseren Teil im Zusammenspiel mit unseren vielen Kooperationspartnern zum Gelingen von Integrationsprozessen beitragen können. Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen und die Chancen erhalten, die sie verdienen“, sagt Viktor Kidess abschließend.

 

Text und Fotos: Nicole Winkelkötter