Mitternachtsmission Dortmund

Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen in der Prostitution

Die Dortmunder Mitternachtsmission e.V. ist eine Beratungsstelle für Menschen in der Prostitution sowie Opfer von Menschenhandel und hält ein besonderes Beratungsangebot für Mädchen und junge Frauen bereit. Die Mitarbeiterinnen suchen den Kontakt zu den Prostituierten in der Dortmunder Nordstadt und sorgen für Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehört nicht ausschließlich die Unterstützung beim Ausstieg. „Wir überreden die Frauen nicht aus der Prostitution auszusteigen, sondern helfen ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu führen und ihre Rechte durchzusetzen“, erklärt Meike Serger, Dipl. Pädagogin in den Arbeitsbereichen "Kinder und Jugendliche in der Prostitution" und "Straßenprostitution". Die Mitternachtsmission verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und bietet Prostituierten Hilfe bei Behördengängen und Anträgen, Begleitung zur Polizei, wenn die Frauen Opfer von Gewalt wurden, Maßnahmen zur Gesundheitsprävention sowie eine Notversorgung mit Lebensmitteln und Kleidung. Zudem unterstützt die Mitternachtsmission die Frauen bei der Verwirklichung von Zukunftsplänen. Hanna B. berichtet von einer besonderen Aktion: „Wir haben einen Deutsch-Sprachkurs für die Prostituierten in einem Club organisiert. Für die Frauen war es ein Anliegen ihr Deutsch zu verbessern. Sie haben uns um Hilfe gebeten und den Sprachunterricht selbst bezahlt.“

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Den Klientinnen zu helfen ein gesundes, selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen, ist das Ziel der Sozialarbeit der Mitternachtsmission. Dazu ist auch die Beendigung von Diskriminierung und Kriminalisierung der Prostituierten nötig. Die Kontaktaufnahme kann anonym erfolgen und die Beratung ist kostenlos. Viele Prostituierte in der Nordstadt haben einen Migrationshintergrund. Deshalb sind mehrsprachige Beratungsgespräche ebenfalls möglich. Die Büros der Mitternachtsmission befindet sich außerhalb der Nordstadt (Dudenstraße 2, 44137 Dortmund). „Die Frauen haben so die Möglichkeit sich aus ihrer Szene rauszubewegen. Sie können zu uns kommen, wenn sie ein Anliegen haben, ohne die Befürchtung gesehen zu werden“, begründet das Meike Serger.

Die Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission sind an sieben Tagen der Woche, zwei bis drei Mal pro Tag auf den Straßen der Nordstadt präsent. Dabei sind sie immer dort unterwegs, wo ihre Klientinnen sind. Trotz des Verbotes der Straßenprostitution ist eine Kerngruppe von etwa vierzig Frauen in der Nordstadt als Prostituierte tätig. Die illegale Kinder- und Jugendprostitution ist ein großes Dunkelfeld. In diesem Bereich ist es besonders schwierig für die Streetworkerinnen Kontakt aufzubauen. Die Mitternachtsmission leistet Präventionsarbeit an Schulen und sucht Kneipen und Discotheken auf.

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Die Mitarbeiterinnen sind studierte Sozialarbeiter sowie Pädagogen und teilen sich die unterschiedlichen Arbeitsbereiche untereinander auf. Die Arbeit auf den Straßen der Nordstadt ist eine Herausforderung für die jungen Frauen, aber nicht gefährlicher als andere Berufe. Meike Serger weiß aus Erfahrung: „Für die aufsuchende Sozialarbeit braucht man ein gutes Verhältnis von Nähe und Distanz. Wir dürfen uns die Arbeit nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Leicht ist das nicht, vor allem in Situationen in denen man nicht oder nur schwer helfen kann“. Die engagierte, soziale Arbeit bietet eine Menge positive Momente. „Unsere Klientinnen sind sehr nett. Es gibt viele herzliche, liebenswürdige Frauen mit denen wir uns gerne regelmäßig unterhalten. Eine Frau hat uns nach ihrem Drogenentzug stolz berichtet, dass sie jetzt mit einer Bekannten in eine Wohnung zieht und uns zur Einweihung gerne auf ein Stück Kuchen einladen möchte. Vor uns stand eine verwandelte Person – körperlich gesund, zuversichtlich und stolz“, berichtet Meike Serger erfreut.

Jährlich werden drei Großaktionen durchgeführt. Zu Weihnachten, Ostern sowie am Welthurentag (02. Juni) suchen die Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission alle Häuser und Clubs mit Prostituierten auf, führen Gespräche und verteilen ihre Visitenkarten und Flyer. Für den Frühsommer ist zudem, in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen und Organisationen, ein Gesundheitstag auf dem Nordmarkt in Planung. Die Mitarbeiterinnen engagieren sich in zahlreichen Arbeitskreisen, Runden Tischen und Fachgremien.

Für die Zukunft der Nordstadt wünschen sich die Mitarbeiterinnen kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für ausländische Frauen, auch wenn diese keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. „Die Nordstadt braucht ein niedrigschwelliges Angebot an Notschlafstellen, wo Frauen die Nacht sicher verbringen können, auch wenn sie Drogenabhängig sind“, appelliert Hanna B.

Den größten Teil der Arbeit vor Ort finanziert die Dortmunder Mitternachtsmission über Spenden (Spendenkonto: Stadtsparkasse Dortmund, IBAN: DE41440501990151003168). Sachspenden und Kleiderspenden werden ebenfalls immer benötigt. Weitere Informationen zur Arbeit der Dortmunder Mitternachtsmission unter www.mitternachtsmission.de.

 

Text: Nicole Winkelkötter
Fotos: Christian Aue